2016 – das Jahr, in dem ich Shakespeare entdeckte. Das Jahr, in dem er 400 Jahre lang tot ist. Das Jahr, in dem ich jeden Tag ein paar Seiten aus seinen Werken lese …
Kann man etwas entdecken, was schon so lange so berühmt ist? Kann man Freude daran haben, etwas zu lesen, zu dem so viele schon so viel Kluges gesagt haben? Kann man einen Kontinent neu entdecken?
Wenn ich das heute lese und so tue, als wäre ich der erste (und als wüsste ich gar nichts über Shakespeare, seinen Ruf, seinen Ruhm), ist das irgendwas Besonderes? Wahrscheinlich nicht – vielleicht besteht auch eher die Gefahr, sich lächerlich zu machen … in diesem bildungsbürgerlichen Reich aus Zitaten, Anspielungen, Wissensfragmenten, Namedropping, vergilbten Theatertickets in alten (nie gelesenen?) Shakespeare-Ausgaben?
Und bringt es was? Warum soll man Shakespeare überhaupt noch lesen, heute, 400 Jahre nach seinem Tod? Nur um angeben zu können? Oder macht es Freude? Ist es eine Qual? Oder können seine Figuren, seine Gedichte, seine Sprache mir – irgendsoeinem Typen aus dem Deutschland des 21. Jahrhunderts, noch irgendetwas sagen?