Gunnar Kaiser – Ist das sozialistische Schulsystem am Ende?

Unsere Moderatorin Francine Weidlich spricht mit Gunnar Kaiser über das sozialistische Schulsystem, wie Gunnar Kaiser erkannte, dass er diesem System nicht mehr dienen möchte und welche Alternativen es dazu gibt.

Gunnar Kaiser ist Schriftsteller und Philosoph. Er wurde 1976 in Köln geboren und studierte dort Philosophie, Germanistik und Romanistik. Sein Debütroman „Unter der Haut“ erschien 2018 im Berlin Verlag, als Taschenbuch 2019 im Piper Verlag.

Gunnar Kaiser arbeitet seit 2001 als freier Journalist im Bereich Literatur, Kultur und Philosophie, unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung, Schweizer Monat, Jüdische Allgemeine, TAZ, Rheinischer Merkur, Berliner Zeitung, Stadtrevue und literaturkritik.de. Seit 2016 betreibt er den Kultur-Blog und Youtube-Kanal KaiserTV.

3 Kommentare

  1. Ich denke, dass schon die Rede von einem „System“ in Zusammenhang mit Schule das Problem aufzeigt: „System“ ist ein Begriff aus der Maschinenwelt, etwas Geplantes von aussen und oben auf einander abgestimmtes: Ein Maschinen-Schul-System.

    Es hat sich aus den kirchlichen Schulen der grossen Konfessionen herausgebildet hin zum Staatsschulsystem, wo es immerhin zunächst eine Errungenschaft war, das sollte man nicht vergessen.

    Problematisch war aber immer, dass Schule-Bildung allgemein am Gängelband staatlicher und neuerdings ökonomischer Interessen hing. Schule war nie von der Idee geprägt, freie und selbstbestimmte Menschen hervorzubringen, sondern gehorsame und gläubige BürgeInnen.

    Der Philosoph Peter Sloterdijk weist im Gespräch mit Reinhard Kahl darauf hin, dass die Schule „[…] ein Herd der Langeweile“ ist, sie […] wird von Berufslangeweilern betrieben, die die kindliche Intelligenz verleimen, verkleben und beleidigen“. Das sei die „wirkliche Bildungskatastrophe“ (Buch: „Ausgewählte Übertreibungen“, S. 118f). Im selben Gespräch weist er darauf hin, dass „das 19. Jahrhundert […] Schulen, Museen und Kasernen gebaut (hat). Das sind drei Klimaanlagen, um die soziale Synthese mit Hilfe staatlicher Menschenprägungstechniken vorzuformen“. Man müsse die Schule aus dieser Tradition befreien. Aus dieser „Tradition“ kommt man nur heraus, wenn Freiräume geschaffen werden, in denen sich kreative Gedanken frei so entfalten können, dass sie aus dem von Gier und Macht durchzogenen Nur-Ökonomie-Denken herauskommen. Diese Freiräume müssen durch ein freies Geistesleben geschaffen und ermöglicht werden!

    Schule als Teil des Geisteslebens muss frei werden -freies Geistesleben-, nur dann kann auch sicher gestellt werden, dass freie, in ihrer Kreativität lebende Menschen ins nachschulische Leben eintreten werden.

    Ich würde lieber von „sozialem Schul-Organismus“ reden, bei dem ein Ganzes von den „Teilen“ ständig gestaltet und geformt wird nach Massgabe dessen, was erforderlich ist. Dann erst kann der Fall eintreten, dass jedes Kind als einmaliges Individuum behandelt wird und auch die Eltern mit den Lehrpersonen Teil des Ganzen sind.

    Wir konnten in der Waldorfschulschule Mayenfels in Pratteln (Schweiz) solches erleben und dürfen auf sehr selbstständige „Kinder“ – die nun junge Erwachsene sind, blicken, die ihr Leben selbst tun die Hand nehmen wollen und können.

    ***
    Ich hätte mir noch mehr Inhaltliches zu einer anderen Schule gewünscht, etwa auch das Menschenbild, das als geistige Grundlage für diesen Organismus zugrunde gelegt werden sollte.

    Insgesamt aber ein gutes und ermutigendes Gespräch. Mir hat das Schlussstatement gefallen, als von „Netzwerken“ die Rede war.

    Es scheint so, dass wir Corona brauchten, um zu verstehen, dass solches längst anstand – auch schon vor Corona!
    Also kommen wir verstärkt ins Handeln, das wird Zeichen setzen.

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