Kann man die Corona-Politik philosophisch kritisieren? – Hans-Martin Schönherr-Mann im Gespräch

Mit Prof. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann spreche ich über die Frage, ob die Philosophie uns in der Krise helfen kann. Angesichts der Beschleunigung, mit der gesellschaftliche Umwälzungen derzeit vonstatten gehen und die Krise bzw. den Ausnahmezustand zum Anlass – oder Deckmantel – nehmen: Ist die Philosophie da nicht immer zu langsam? Können wir einer aktuellen Krise mit dem Begriffsarsenal der Philosophiegeschichte begegnen?

Nach dem US-Philosophen Michael Walzer hat die Medizin die mittelalterliche Rolle der Religion übernommen. Sie übernimmt die Rolle der Religion als biopolitische Lenkung der Gesellschaft und als modernes Disziplinardispositiv. Während der Hospitalisierung der Gesellschaft und die großen Einsperrungen 20/21 entpuppt sich der Staat als Erfüllungsgehilfe der Expertokratie, die sich nur noch um das „nackte Leben“ (Giorgio Agamben) zu kümmern scheint.

Es geht auch um Theorien, die man zur Verteidigung der Corona-Politik anführen kann, etwa um die von Leo Strauss und die des Anthropologen Arnold Gehlen, der den Menschen für herrschaftsbedürftig hält und dabei Züchtungsphantasien entwickelt. Carl Schmitts Begriffe vom Ausnahmezustand und der kommissarischen Diktatur werden die Frage auf: Lässt sich der Status quo ante wiederherstellen?

Hans-Martin Schönherr-Mann ist Professor für politische Philosophie am Geschwister-Scholl-Institut der LMU München. In seiner Vorlesung „Philosophische Kritik der Corona-Politik“ greift er vor allem auf die Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts zurück, insbesondere auf den Existentialismus, den Poststrukturalismus und den Neomarxismus.

Öffentliche Vorlesung online im SoSe 2021: Philosophische Kritik der Corona-Politik. Veranstalter: Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie https://harp.tf/2021/09/03/online-vorlesung-im-sose-2021-philosophische-kritik-der-corona-politik/

3 Kommentare

  1. „Ist die Philosophie da nicht immer zu langsam? Können wir einer aktuellen Krise mit dem Begriffsarsenal der Philosophiegeschichte begegnen?“
    Rethorische Frage? Zuzügliche den Antworten im Interview:
    Günther Anders hat die „Antiquiertheit des Menschen“ in den 30er beschrieben, siehe 2. Philosophie
    https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_Anders
    Ebenso Ivan Illich, siehe Zitate
    https://de.wikipedia.org/wiki/Ivan_Illich
    https://journals.psu.edu/illichstudies/issue/view/3052
    https://cws.journals.yorku.ca/index.php/cws/article/view/37533
    Eine Antwort versuchte die Befreiungstheologie zu liefern, gerade von Franziskus verraten
    https://de.wikipedia.org/wiki/Befreiungstheologie
    JFK wollte diese Befreiungstheorie umsetzen und wurde von einer magischen Kugel durchsiebt. Herrhausen, Gadaffi und Hussein wurden öffentlich „hingerichtet“, dir ein langes Leben lieber Gunnar.

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  2. Fast vergessen
    Ulrike Guérot „Begräbnis der Aufklärung“
    Byung-Chul Han „Kapitalismus und Todestrieb“ (heißer Tipp als Interviewpartner)

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