Long-Covid-ähnliche Beschwerden treten ebenso nach einer durchgemachten Grippe auf, wenn auch etwas seltener als nach einer Covid-Infektion. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, über die britische Wissenschaftler im Fachblatt PLOS-Medicine berichten. Bekannte Symptome wie der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns oder Abgeschlagenheit und Müdigkeit sind somit nicht einzigartig für eine vergangene Covid-Infektion.
Wenn Patienten noch Monate nach einer durchgestandenen Sars-Cov-2-Infektion bleibende Beschwerde wie beispielsweise Geruchsverlust haben, wird regelmäßig vom Long-Covid-Syndrom gesprochen. Die Datenlage dazu ist jedoch dünn. Das Robert-Koch-Institut (RKI) beteuert, die Lage zu den Langzeitfolgen sei auch nach 1,5 Jahren „noch nicht sicher abzuschätzen“. Der Grund ist banal: Es fehlt eine Vergleichs- beziehungsweise Kontrollgruppe, um genaue Analysen anzustellen. Viele Symptome sind zudem bislang sehr unspezifisch, ein Rückschluss auf eine Corona-Erkrankung zu ungenau, denn oft können auch andere Ursachen Grund dafür sein.
Nun aber haben Maxime Taquet von der Universität Oxford und Kollegen untersucht, wie oft bestimmte Symptome einige Monate nach einer Covid-19-Erkrankung auftraten und wie häufig nach einer Grippe. Das Ergebnis: Viele der Corona-Langzeit-Beschwerden kamen nach einer Grippe ebenso vor. Nach einer durchgemachten Sars-Cov-2-Erkrankung waren sie zwar etwas, aber nicht sehr viel häufiger.
Für den Vergleich griffen die Forscher auf Krankenakten aus den USA von rund 270.000 Patienten zurück, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren, sowie auf rund 115.000 Akten von Grippepatienten. Sie werteten für beide Gruppen aus, wie häufig typische Long-Covid-Symptome auftraten, darunter Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme.
Die Analyse zeigte: Drei bis sechs Monate nach einem positiven Corona-Test litten etwa 37 Prozent der Covid-Patienten unter einem der genannten Symptome. Bei den Grippe-Infizierten waren es rund 30 Prozent. Rund 6,6 Prozent der Covid-Erkrankten klagten über Kopfschmerzen, ebenso aber auch rund 5 Prozent der Grippepatienten. Atemprobleme hingegen kamen mit 9 Prozent fast doppelt so häufig in der Covidgruppe vor. In der Grippegruppe waren es nur 5 Prozent. Grundsätzlich traten Spätfolgen nach einer Infektion verstärkt bei älteren Covid-19-Patienten mit einem schweren Verlauf auf. Außerdem konzentrierten sich die Forscher vorwiegend auf Datensätze von schweren Verläufen. Wie häufig unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden in der Allgemeinbevölkerung ohne einen kürzlich überstandenen Infekt auftreten, hatten die Wissenschaftler allerdings nicht erhoben.
Quellen:
https://journals.plos.org/plosmedicine/article?id=10.1371/journal.pmed.1003773#sec008
https://de.rt.com/europa/125137-oxford-studie-zu-long-covid/
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