Frankreich führt den weltweit ersten Klimalockdown ein

Eine Satire von Tarek Schwarz

Schade. Wirklich schade. Deutschland ist dieses Mal nicht Weltmeister, kein Vorreiter in Sachen Klima- und Gesundheitsschutz, kein die Messlatte für moralisch einwandfreies Verhalten gen Stratosphäre katapultierender Krisenbewältigungsapparat. Nein, wir wurden überholt. Eiskalt. Oder besser gesagt: kochend heiß. Und zwar von Frankreich, dessen Ambitionen zur staatlichen Regulierung denen unseres hyperaktiven Aktivistentempels in nichts nachstehen. Denn Frankreich hat den De-facto-Klimalockdown ausgerufen. So schreibt es zumindest der Blogger Jaime Jessop auf seinem Substack-Kanal.

Wenn Sie bis dato dachten, Klimalockdowns seien dazu da, das Weltklima zu retten (ein Vorhaben, dessen Machbarkeit nur von Ignoranten, Unwissenden und Nihilisten oder ignoranten unwissenden Nihilisten bezweifelt wird!), dann täuschen Sie sich, denn die europäische Klimapolitik lässt sich auch unter dem Deckmantel der Gesundheitsvorsorge bestens durchsetzen. Daher beschloss die französische Regierung, öffentliche Veranstaltungen und Konzerte unter freiem Himmel „aufgrund von Rekordtemperaturen“ zu verbieten – zwar nicht landesweit, sondern „nur“ in der Gironde, aber wir wissen ja, wie leicht sich das ausweiten lässt. An einem Freitag durfte von 14:00 Uhr „bis zum Ende der Hitzewelle“ keine Außenveranstaltung stattfinden. Ich wiederhole: Sich in diesem Gebiet bei einer Großveranstaltung aufzuhalten, ist in Frankreich während hoher Temperaturen mittlerweile „verboten“.

Private Feiern, wie beispielsweise Hochzeiten, sind jedoch nach wie vor erlaubt. Dabei sind es gerade Hochzeiten, bei denen der Blutdruck zumindest des Brautpaares um einiges höher ist als sonst, zumal sämtliche Gäste in dicksten Zwirn eingefaltet sind, Alkohol konsumieren und wahrscheinlich auch noch gemeinsam mit der kreislaufschwachen Ü-70-Verwandtschaft feiern. Hochzeiten sind ja schon ohne Hitzewelle ein Gesundheitsrisiko, aber dieses Zugeständnis grenzt ganz klar an staatliche Leichtfertigkeit. Frankreich sollte hier eindeutig nachschärfen und alles verbieten, was die Körpertemperatur auch nur eines Menschen minimal über Normalniveau bringen könnte. Alles andere ist fahrlässig.

Einzig das französische Innenministerium warnte die Menschen vor der Hitze. „Extrem vorsichtig“ sollten sie sein und sich diesen Temperaturen nicht aussetzen. Auf Wiedersehen Freibad, tschüß Schönwetterwanderung und vor allem: adé Saunagenuss. Frankreich sollte die Menschen per Gesetz daran hindern können, den Weg zu einem dieser Ausflugsziele überhaupt anzutreten, damit auf der Strecke vom staubigen Fußabtreter zum erlösend-kühlen Nass, dem Berggipfel oder der finnischen Schwitzparade jedes Risiko einer Überhitzung vermieden werden kann. Es geht einfach nicht an, dass der französische Staat seine in den vergangenen Jahren zur Perfektion gereifte Fürsorgepflicht hier ignoriert.

Damit wir auf diesem Gebiet der staatlichen „Für- und Vorsorge“ wenigstens auf dem Siegertreppchen landen, haben wir glücklicherweise Politiker und Intellektuelle, die dem Vormarsch der französischen Gesundheitsschützer nacheifern. So sprechen sich die beiden Krisenbuddys Lothar „The Vetty“ Wieler und sein BPK-Mitsitzer Karl „System Error“ Lauterbach jeweils für eine Adaption der Corona-Politik zugunsten des Klimalockdowns aus. Wieler ließ am 15.10.2020 bei „Phönix Persönlich“ verlauten, er wünsche sich,

„[…] dass wir eine Reihe von Dingen gelernt haben, die vielleicht sowohl für die Umwelt als auch für andere ökologische Aspekte weiter so gehalten werden, also unabhängig davon, ob es dieses Virus gibt oder nicht.“

Keine zwei Monate später flatulierte Karl Lauterbach in einem Gastartikel für die „WELT“:

„Somit benötigen wir Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, die analog zu den Einschränkungen der persönlichen Freiheit in der Pandemiebekämpfung sind.“

Schließlich fragt sich der Deutschen liebster Hinterhaus- und Vorhofphilosoph Richard David Precht in seinem Buch Von der Pflicht, wie sich seine Landsleute wohl erst bei den nötigen Einschränkungen zugunsten des Klimakampfes anstellen, wenn sie schon kleine Zurückhaltungen wie Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und den weitgehenden Bankrott des öffentlichen Lebens für problematisch halten.

Exakt. Nach zweieinhalb Jahren grandioser Pandemiepolitik geht‘s uns Deutschen einfach noch zu gut. Wir sollten wieder lernen, was Verzicht bedeutet und eine konstruktive Klimapolitik vorantreiben. Durch das Sprengen einer Pipeline zum Beispiel, nicht wahr, Genossin Neubauer? Wir dürfen in Sachen Klimakampf einfach nicht kriegsmüde werden. Dann sind wir auch bald wieder an der Spitze.

Tschörmännie först.

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