Neue Studie zur Infektiosität von Geimpften und Ungeimpften

von Robert Meier

In einer Preprint-Studie vom 24. August 2021, die sich auf die Delta-Variante bezieht, beschreiben Riemersma et al. die Viruslast und die Verbreitung der Delta-Variante durch Geimpfte und Ungeimpfte. Die Studie trägt den Titel: „Shedding of infectious SARS-CoV-2 despite vaccination“ (Verbreitung infektiöser SARS-CoV-2-Viren trotz Impfung).

In der Zusammenfassung der Ergebnisse heißt es, die bisher vorgenommenen Untersuchungen von Ausbrüchen legen nahe, dass auch geimpfte Personen die Delta-Variante verbreiten könnten. Diese Information entnehmen die Autoren zunächst einer aktuellen Studie von Brown et al, in der es um Impfdurchbrüche geht, genauer: um Durchbrüche bei mehreren Großveranstaltungen in Barnstable County, Massachusetts. Dort wurden am 30. Juli 2021 469 „Fälle“ (Positivresultate) von COVID-19 registriert, von denen 346 (74%) doppelt geimpft gewesen sind oder mindestens eine Dosis eines Impfstoffes erhalten hatten. Des Weiteren verweisen die Autoren auf eine Studie von Hetemäki et al. Diese stammt vom Mai 2021 und analysiert einen SARS-CoV-2-Ausbruch in einem finnischen Krankenhaus. Eine detaillierte Analyse des Personals ergab, dass 24 von 29 Krankenhausangestellten geimpft waren – in 22 Fällen doppelt, in 2 Fällen einfach.

Auf Basis dieser Ergebnisse verglichen die Autoren insgesamt 699 Speichelproben von Probanden aus insgesamt 36 Countys, die meisten davon im Süden oder Südwesten von Wisconsin. 81% dieser Speichelproben wurden nicht mit einem Ausbruch in Verbindung gebracht.

Das Ergebnis lautet:

“We observed low Ct values (<25) in 212 of 310 fully vaccinated (68%; Figure 1A) and 246 of 389 (63%) unvaccinated individuals. Testing a subset of lowCt samples revealed infectious SARS-CoV-2 in 15 of 17 specimens (88%) from unvaccinated individuals and 37 of 39 (95%) from vaccinated people (Figure 1B).”

Übersetzung:

„Wir beobachteten niedrige Ct-Werte (<25) bei 212 von 310 vollständig geimpften (68 %; Abbildung 1A) und 246 von 389 (63 %) ungeimpften Personen. Beim Testen einer Untergruppe von Proben mit niedrigen Ct-Werten wurde in 15 von 17 Proben (88 %) von ungeimpften Personen und in 37 von 39 (95 %) von geimpften Personen infektiöses SARS-CoV-2 nachgewiesen (Abbildung 1B).“

Die Ergebnisse wurden von den Autoren in einer dreigeteilten Grafik zusammengefasst. Der obere linke Quadrant A zeigt die Ct-Werte aller positiv gemessenen Proben, geordnet nach Impfstatus. Die weißen Kreise zeigen die Ct-Werte der Ungeimpften, die roten die der Geimpften.

Der obere rechte Quadrant B zeigt die Bestimmung infektiösen Materials bei einer Untergruppe der getesteten Proben mit einem Ct-Wert von <25, wobei nach einer 5-tägigen Kultivierung bei Proben aus beiden Gruppen so genannte „zytopathische Effekte“ festgestellt werden konnten. Ein zytopathischer Effekt ist eine degenerative Veränderung der Zellmorphologie im Rahmen einer Virusinfektion.

Der letzte Grafikteil C zeigt SARS-CoV-2-positive Proben, gruppiert nach Impfstatus für Personen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung symptomatisch oder asymptomatisch waren oder deren Symptomstatus nicht bestimmt wurde. Man erkennt in allen 3 Teilgrafiken eine ähnlich hohe Viruslast.

Die Autoren kommentieren die Ergebnisse ihrer Untersuchung wie folgt:

„Combined with other studies 2–5 , these data indicate that vaccinated and unvaccinated individuals infected with the Delta variant might transmit infection. Importantly, we show that infectious SARS-CoV-2 is frequently found even in vaccinated persons when specimen Ct-values are low.”

Übersetzung:

„In Kombination mit anderen Studien deuten diese Daten darauf hin, dass geimpfte und ungeimpfte Personen, die mit der Delta-Variante infiziert sind, die Infektion übertragen können. Wichtig ist, dass wir zeigen, dass infektiöses SARS-CoV-2 häufig auch bei geimpften Personen gefunden wird, wenn die Ct-Werte der Proben niedrig sind.“

Fazit: Da es sich bei dieser Studie um eine Preprint-Studie handelt, die noch kein Peer-Reviewing durchlaufen hat, müssen die Ergebnisse zunächst von Wissenschaftlern desselben Fachs kritisch geprüft werden. Erst nach einer solchen Prüfung und einer eventuellen Korrektur des Ergebnisses kann man (im besten Fall) von wissenschaftlich seriösen Ergebnissen sprechen. Bis dahin deuten diese Daten jedoch stark darauf hin, dass sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte mit dem Virus infiziert werden, es vermehren und andere Individuen anstecken können. Vor dem Hintergrund dieser Information muss die Frage gestellt werden, ob die derzeitige Vorgehensweise der Regierung, also die Gefahrenbewertung des Individuums einzig anhand seines Impfstatus, sowie der Ausschluss Ungeimpfter auf einer seriösen wissenschaftlichen Grundlage fußt bzw. ob sie angesichts solcher Ergebnisse überhaupt gerechtfertigt ist.

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